L.S.G.
Lëtzebuerger Saatbau Genossenschaft
Die L.S.G. wurde im Jahre 1960 von einer Handvoll weitsichtiger Landwirte aus der Taufe gehoben.
Seit mehr als sechs Jahrzehnten ist die L.S.G. ein fester und wichtiger Bestandteil der Luxemburger Agrarwirtschaft. Durch konsequentes Bestreben, immer im Dienste der Kundschaft zu agieren, ist unsere Genossenschaft als Lieferant von hochwertigem Saatgut weit über die Grenzen des Großherzogtums hinaus bekannt.
Unsere Geschichte
Die Luxemburger Saatbaugenossenschaft wurde im Jahr 1960 von einer Handvoll weitsichtiger und engagierter Landwirte gegründet. Das Ziel war die Produktion von zertifiziertem und kontrolliertem hochwertigen Saatgut, um Missernten und Krankheiten zu reduzieren, sowie eine Unabhängigkeit gegenüber dem Ausland zu erlangen.
Im ersten Jahr zählte die Genossenschaft 37 Landwirte mit insgesamt 97 Hektar Vermehrungsfläche. Aus der ersten Ernte wurden 500 Tonnen Getreide verarbeitet. Ab 1962 wurde eine Saatgutstation im Agrocenter in Mersch mit Hilfe von Marshall-Geldern errichtet. Im August 1963 nahm die Saatgutstation ihren Betrieb auf und wurde fortan von der L.S.G. für die Lagerung und für die Aufbereitung des Getreides gemietet. Sie wurde im Laufe der Jahre mehrmals erweitert und modernisiert. Die Verwaltung der Genossenschaft geschah im Bürogebäude der Schwestergenossenschaft SYNPLANTS in Clervaux.
Die L.S.G. konnte über die kommenden Jahre ein kontinuierliches Wachstum verbuchen. Ausländische Kunden konnten von der Qualität aus Luxemburg überzeugt werden. In den 70er und 80er Jahren stieg die Anzahl der Vermehrungsbetriebe auf 135, mit einer Vermehrungsfläche von 1.100 Hektar. Zu dieser Zeit wurden durchschnittlich ca. 6.000 Tonnen Getreide pro Jahr verarbeitet. In der Saatgutstation waren 4 Mitarbeiter beschäftigt. Die Verwaltung der Genossenschaft wurde im Jahr 2004 von Clervaux nach Mersch verlegt. Bestehendes Büropersonal wurde teilweise von der L.S.G. übernommen, bzw. neues Personal wurde eingestellt.
2007 wurde der Vorstand der L.S.G. darüber informiert, dass das Gelände des Agrocenters in Mersch als Bauland verwendet werden soll. Es stellte sich die entscheidende Frage: Die Produktion einstellen oder neue Station bauen?
Schnell war klar, dass neu gebaut werden soll und es wurde nach einem geeigneten Gelände gesucht. 10 Jahre später erfolgte im Jahr 2018 der Spatenstich der neuen Saatgutstation in Colmar-Berg.
Nach 2 Jahren Bauphase konnte die neue Saatgutstation im Juli/August 2020 ihre Produktion aufnehmen. Es ist die einzige Saatgutstation dieser Art in Luxemburg, und die modernste in der gesamten Großregion.
L.S.G. heute
Die L.S.G. ist eine 100 % landwirtschaftliche Genossenschaft.
Heute zählt die L.S.G. 75-80 Vermehrungsbetriebe mit ca. 2.300 Hektar Vermehrungsfläche. Es werden 12.000 - 14.000 Tonnen Getreide pro Jahr in der Station angeliefert und verarbeitet. Folgende Getreidearten werden vermehrt: Gerste, Triticale, Weizen, Dinkel, Hafer, Roggen, Leguminosen (Erbsen, Bohnen, Lupinen). Insgesamt werden 70 bis 80 verschiedene Sorten der bereits erwähnten Arten in konventioneller und in biologischer Produktion vermehrt.
Neben dem Getreidesaatgut als Hauptsortiment, produziert die L.S.G. auch verschiedene Mischungen, wie Grasmischungen, Zwischenfrucht-, und GPS-Mischungen (Ganz-Pflanzen-Silage). Je nach Kundenwunsch und Bedarf werden auch individuell zusammengesetzte Mischungen produziert. Die dafür benötigten Komponenten werden zugekauft.
Die L.S.G. handelt außerdem auch mit Saatgut von Mais, Raps, Wildacker-Mischungen, Öko-Mischungen oder Rasen. Diese beziehen wir bei Geschäftspartnern im Ausland, von denen wir in Luxemburg die Vertretung haben. Alles in allem kann die L.S.G. sämtlichen Bedarf an Saatgut für die Landwirtschaft abdecken.
Die L.S.G. beschäftigt 12 Mitarbeiter, in der Ernte können diese von Studenten unterstützt werden.
Ablauf Saatgutvermehrung
Saatgut ist eines der wichtigsten Güter auf der Welt. Damit etwas geerntet werden kann, muss die Aussaat gelingen. Das Saatgut muss gesund und frei von Fremdbesatz sein. Damit das Saatgut keimen kann, muss eine gewisse Qualität vorhanden sein, der wichtigste Parameter ist die Keimfähigkeit.
Bei Saatgut spricht man von verschiedenen Generationen. Bevor das Saatgut bei den „normalen“ Landwirten oder Endverbrauchern ankommt, muss eine gewisse Vorleistung erbracht werden.
Eine neue Sorte, oder die Erhaltung einer bestehenden Sorte geschieht bei einem Züchter. Durch Kreuzen verschiedener Mutter- und Vaterlinien kann eine neue Sorte gezüchtet werden. Das Ziel der Saatgutproduktion ist es, eine möglichst gesunde Sorte zu erhalten, die zugleich einen maximalen Ertrag erzielt. Auch müssen die Sorten auf die entsprechenden Standorte passen.
Die Züchtung einer neuen Sorte im Labor oder im Gewächshaus kann 10 bis 15 Jahre dauern. Das Vorstufensaatgut einer neuen Sorte, oder von bereits existierenden Sorten, produziert der Züchter auf speziell dafür vorgesehenen Flächen. Dieses Saatgut kommt dann zur L.S.G., die es an ihre 75-80 Vermehrungsbetriebe verteilt. Das Vorstufensaatgut dient ausschließlich der Produktion von Saatgut. Die Vermehrungsplanung, d.h. welche Sorte in welchem Umfang vermehrt wird, hängt vom Bedarf und von Nachfrage der Kunden ab. Dieser Vorgang wird vom Personal der L.S.G. erledigt.
Die Saatgutproduktion ist relativ komplex und wird streng kontrolliert.
Vor der Aussaat muss sich die in Frage kommende Parzelle in einem guten Zustand befinden. Hier spielt die Fruchtfolge, je nachdem, welche Getreideart auf dieser Parzelle ausgesät wird, eine große Rolle. Auch der Abstand zu einer benachbarten Parzelle und die Bodenqualität sind wichtige Parameter hierfür. Wenn alles passt, kann auf der Parzelle ausgesät werden.
Bevor der Bestand geerntet und das Saatgut in der Saatgutstation der L.S.G. abgeliefert werden darf, erfolgt eine offizielle Feldanerkennung. Diese wird unter der Aufsicht der A.S.T.A. (Administration des Services Techniques de l´Agriculture) durchgeführt. Es werden die Artenreinheit, eventuelle Verunreinigungen/Verunkrautungen, die Fruchtfolge und je nach Getreideart der Abstand zu einer benachbarten Parzelle kontrolliert. Außerdem muss belegt werden, welches Vorstufensaatgut ausgesät wurde.
Stimmen alle Qualitätsparameter, so darf in der Saatgutstation in Colmar-Berg abgeliefert werden. Gleich bei der Anlieferung werden die Qualität, sowie ebenfalls der Bericht der Feldanerkennung kontrolliert. So kann festgestellt werden, ob es keine Auffälligkeiten bezüglich Menge an Vorstufensaatgut, Schlaggröße und angelieferter Menge oder vorhandenen Verunreinigungen gibt.
Der Vermehrer ist verpflichtet die gesamte Ernte des ausgesäten Vorstufensaatguts bei der L.S.G. abzuliefern. Diese Menge nennen wir Brutto-Ware, da sie noch nicht aufbereitet ist.
Anschließend wird in der Station der L.S.G. das Brutto-Getreide gereinigt, bzw. aufbereitet. Dabei werden leichte Verunkrautungen, zu kleine oder zu große sowie gebrochenen Körner aussortiert. Die aussortierten Körner können als Futter für die Nutztiere weiterverwertet werden. Auch können eventuelle Pilze aus der Partie aussortiert werden, dies mit einem Farbausleser, welcher je nach eingestelltem Farbspektrum die nicht erwünschten Bestandteile rausbläst. Insgesamt stehen uns hierfür 5 verschiedene Maschinen zur Verfügung. Nach Abschluss dieser Vorgänge sprechen wir jetzt von Netto-Ware und Saatgut der 1. Generation.
Ab dem Moment, wo das Getreide aufbereitet ist, wird eine Analyse der Partie im Labor der A.S.T.A. untersucht. Dies geschieht in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Tagen. Das Getreide wird erst als Saatgut anerkannt, wenn alle Parameter wie Kalibrierung, noch eventuell vorhandene Verunreinigungen oder Vermischungen und auch die Keimfähigkeit in den Normen liegen.
Bei offizieller Anerkennung als Saatgut, darf die L.S.G. das Saatgut absacken und verkaufen. Es besteht jetzt auch noch die Möglichkeit, je nach Bedarf oder Verkaufsauftrag, ein Pflanzenschutzmittel anzuwenden. Dies geschieht in einer modernen und sehr leistungsfähigen Anlage, um die Umweltbelastungen möglichst gering zu halten. Bei jedem einzelnen Produktionsschritt wird anfallender Staub direkt abgesaugt, um den Einfluss auf die Umwelt auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Dieser wird fachgerecht entsorgt.
Wenn das Saatgut abgepackt wurde, kann dieses an den Kunden ausgeliefert werden. Wir bedienen hauptsächlich den Handel, dieser wiederum steht im Kontakt mit den Landwirten und Endverbrauchern.